Theorie & Praxis
Gelierzucker //
Auch du kannst Marmelade.
Wozu Gelierzucker?
Vor 1965 wurde Marmelade nur mit normalem Haushaltszucker oder speziellem Einmachzucker mit größeren Kristallen gekocht. Diese Mischung wurde so lange gekocht, bis die Konsistenz passte. Dabei ging viel vom Geschmack verloren (von Vitaminen wollen wir bei Marmelade ja mal gar nicht reden). Alternativ stellte man Pektin selber her (siehe Rezepte). 1965 brachte die Firma Pfeifer & Langen den ersten Gelierzucker auf den Markt. Damit wurde zum einen der Zeitaufwand verringert, zum anderen konnte man nun Obst zu Marmelade verarbeiten, das von sich aus zu wenig Pektin enthält. Gelierzucker enthält Zucker, Apfel-Pektin und Zitronensäure (wenn man Pech hat oder keine Inhaltsangaben auf Packungen liest, noch mehr – siehe weiter unten).
Da mittlerweile sogar Marmelade gesund sein muss, soll sie nun möglichst wenig Zucker enthalten. Deshalb gibt es Gelierzucker 2:1 oder 3:1, also nicht mehr 1 Teil Frucht und 1 Teil Zucker sondern 2 oder 3 Teile Frucht und 1 Teil Zucker. Durch die niedrigere Zuckerkonzentration ist die Marmelade allerdings nach dem Öffnen nicht lange haltbar (siehe Haltbarkeit), weshalb Konservierungsstoffe wie Kaliumsorbat zugesetzt werden. Kaliumsorbat bzw. E202 ist das Salz der Sorbinsäure. Zudem ist in fertigen Gelierzuckern pflanzliches gehärtetes Öl – meistens Palmöl – enthalten. Auf das spezielle Thema Palmöl will ich hier nicht weiter eingehen. Einerseits finde ich es lächerlich, wenn sich in Foren Leute darüber aufregen, denn Palmöl ist mittlerweile fast überall enthalten, ohne dass sich groß darüber aufgeregt wird, andererseits erschließt sich mir nicht der Sinn, eine gesündere Marmelade mit weniger Zucker haben zu wollen, wenn dann Konservierungsstoffe und Palmöl drin sind.
Gelierzucker gibt es heute für Marmelade, speziell für Beeren, Gelees, Kochautomaten, VeganerInnen, ohne Kochen. Allen gemein ist, dass sie teure HighTech-Entwicklungen sind, die Zutaten beinhalten, welche man nicht in der Marmelade haben möchte. Dafür funktionieren sie immer, auch bei absoluten NichtkönnerInnen. Nach der Konfitürenverordnung sind übrigens in Konfitüre, Marmelade und Gelee Konservierungsstoffe nicht zulässig (nur in Fruchtaufstrichen)! Bei Marke Selbstgemacht aber schon…
Alternativ gibt es endlich auch reines Pektin, das man selber mit Zucker mischen kann. Trotzdem sollte man bei der Zuckermenge an die Haltbarkeit denken. Reines Pektin gibt es im Bioladen oder Reformhaus. Vorsicht, es gibt auch als „reines Pektin“ angebotene Produkte, die zwar ohne Zucker, dafür aber mit Calciumphosphat E341, Diphosphat E450, Dextrose angereichert sind!
Neben dem gängigen Apfelpektin als Geliermittel gibt es noch Agar-Agar oder Carrageen (aus Algen), Johannisbrotkernmehl, Chiasamen und fertige Mischungen daraus. Da ich – bis jetzt – immer sehr traditionell arbeite, habe ich damit keine Erfahrung.
Und was ist Pektin genau??? Lest Ihr HIER
Ein sehr gutes Video von „Steffi kocht ein“ auf YouTube zum Thema Gelierzucker
https://www.youtube.com/watch?v=iusrqIljg8M